Innere Medizin
Die Innere Medizin (englisch internal medicine) befasst sich mit den Gesundheitsstörungen und Krankheiten der inneren Organe und deren Vorbeugung, Diagnostik, konservativer und interventioneller Behandlung sowie Rehabilitation und Nachsorge.[1] Die Fachärzte für Innere Medizin werden auch als Internisten bezeichnet.
Gelegentlich wurde die Chirurgie von der inneren Medizin als eine äußere Medizin abgegrenzt.[2][3]
Tätigkeitsgebiete
Zu den fachlichen Schwerpunkten der Internisten zählen insbesondere Krankheiten
- der Atmungsorgane (Pneumologie)
- des Herzens und Kreislaufs (Kardiologie)
- der Verdauungsorgane (Gastroenterologie und Hepatologie)
- der Nieren (Nephrologie),
- des Blutes und der blutbildenden Organe (Hämatologie)
- des Gefäßsystems (Angiologie)
- des Stoffwechsels und der inneren Sekretion (Endokrinologie und Diabetologie)
- des Immunsystems (Immunologie)
- des Stütz- und Bindegewebes (Rheumatologie)
Weiter gehören in den Bereich der inneren Medizin:
- Infektionskrankheiten (Infektiologie und Tropenmedizin)
- Vergiftungen (Klinische Toxikologie),
- solide Tumoren und hämatologischen Neoplasien (Onkologie),
- die Überwachung und Therapie von Schwerstkranken (Internistische Intensivmedizin)
- Untersuchung des Einflusses von Training und Sport auf den gesunden und kranken Menschen (Internistische Sportheilkunde).
Die Weiterbildungsordnungen zum Facharzt für Innere Medizin (Internisten) und die Zusatzweiterbildungen in der Inneren Medizin sind in verschiedenen Ländern unterschiedlich.
Entwickelt hatte sich das Fachgebiet im 19. Jahrhundert aus der Generaldisziplin „Specielle Pathologie und Therapie“. Eine auf die Innere Medizin spezialisierte Medizinische Klinik gründete bereits 1754 Anton de Haën in Wien.[4] Als erster Lehrer der Inneren Medizin bzw. „Internist“ gilt der am Juliusspital, der Klinik der Würzburger Universität, tätig gewesene Mediziner und Chemiker Franz Heinrich Meinolf Wilhelm.[5]
Wichtigste Untersuchungsmethoden der Inneren Medizin
- Anamnese
- Körperliche Untersuchung
- Elektrokardiogramm (EKG, Ergometrie)
- Langzeit-EKG/Event-Recorder
- Langzeit-Blutdruckmessung
- Sonographie (Ultraschall-Untersuchungen)
- Endoskopie
- Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD, Magenspiegelung)
- Rektoskopie, Sigmoidoskopie, Ileocoloskopie (Darmspiegelung)
- Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP)
- Bronchoskopie
- Ballonenteroskopie (Dünndarmspiegelung)
- Kapselendoskopie (Dünndarmspiegelung)
- Labordiagnostik
- Knochenmarkspunktion
- Herzkatheteruntersuchung (Koronarographie)
- Lungenfunktionsuntersuchung (Spirometrie)
- Lungenbiopsie
- Leberbiopsie
- Nierenbiopsie
- Ophthalmoskopie
Aktuelle Entwicklungstrends
Als Folge der rapiden Wissensvermehrung in ihren Teilgebieten unterliegt die Innere Medizin einer zunehmenden Subspezialisierung. Dass dabei der klassische, gut ausgebildete allgemeine Internist in vielen Industrienationen mehr und mehr von den Vertretern einzelner Teilgebiete verdrängt wird, stößt auch auf Kritik.[6] So wurde 2007 auf dem 110. Deutschen Ärztetag die Wiedereinführung der Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin ohne Schwerpunktbezeichnung beschlossen.[7][8] Die Allgemeinmedizin ist ein eigenständiges Fachgebiet der Medizin und grenzt sich stark von der Inneren Medizin ab, obwohl zwischenzeitlich Tendenzen existierten, die beiden Fachgebiete zu vereinigen.[9]
Neben der fortschreitenden Verselbständigung der organbezogenen Fachgebiete zeichnen sich folgende Trends ab:
- In Deutschland etabliert sich eine kassentechnisch bedingte Aufspaltung in eine fachärztliche und eine hausärztliche Domäne, die mit empfindlichen Einschränkungen des Kompetenzbereichs hausärztlich tätiger Internisten einhergeht.[10]
- Die Methoden der Inneren Medizin werden zumindest in den Spezialbereichen immer invasiver, sodass man sie in den Komplikationsraten mit kleineren operativen Eingriffen vergleichen kann. Dies gilt insbesondere im Bereich der Kardiologie und der Gastroenterologie.
- In einigen Bereichen überlappt sich die Innere Medizin u. a. mit der Radiologie, der Neurologie und der Labormedizin. Da kleinere Krankenhäuser nicht immer über eigene Spezialisten dieser Bereiche verfügen, werden diese Aufgaben von Internisten übernommen.
- Molekularbiologie wird aufgrund multipler genetischer und epigenetischer Änderungen immer wichtiger.[11]
Die Bezeichnung „Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin (Hausarzt)“ konnte nach einem Beschluss des 110. Deutschen Ärztetages 2007 zur Förderung der hausarztzentrierten Versorgung in mehreren Bundesländern noch um 2008 erworben werden. Diese Facharztbezeichnung darf jedoch wegen europarechtlicher Bedenken nach einem Beschluss des 113. Bundesärztetages 2010 heute nicht mehr geführt werden. Sie berechtigt aber nach wie vor zur Niederlassung als Vertragsarzt; dann darf man sich nur noch Arzt oder aber Facharzt für Allgemeinmedizin (nicht jedoch Arzt für Allgemeinmedizin) nennen.
Facharztbezeichnung Internist
Internisten haben eine ärztliche Weiterbildung im Fachgebiet Innere Medizin absolviert und diese mit einer Facharztprüfung abgeschlossen.
Deutschland
Die offizielle Bezeichnung in Deutschland lautet Facharzt für Innere Medizin (wahlweise auch Internist). Um diese Berufsbezeichnung tragen zu dürfen, muss ein Arzt eine Weiterbildung von mindestens 60 Monaten (5 Jahre) in einer anerkannten Weiterbildungsstätte mit einer von den Landesärztekammern festgelegten Weiterbildungsordnung absolvieren. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, einen Schwerpunkt zu wählen. Die Weiterbildungszeit beträgt dann mindestens 72 Monate (6 Jahre). Am Ende der Weiterbildung steht in beiden Fällen eine mündliche Prüfung. Die Weiterbildungsordnung kann je nach Kammerbezirk variieren, da die Ausbildungshoheit in Deutschland den jeweiligen Ärztekammern gebietsbezogen unterliegt.
Nach der aktuellen Weiterbildungsordnung gibt es für die Innere Medizin folgende Facharztbezeichnungen:
- Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin – hierzu zählen auch die hausärztlichen Internisten
- Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Angiologie: Angiologe
- Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie: Endokrinologe/Diabetologe
- Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie: Gastroenterologe
- Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie: Hämatologe/Onkologe
- Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie: Kardiologe
- Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie: Nephrologe
- Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie: Pneumologe
- Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie: Rheumatologe
Neben der Wahl eines Schwerpunkts ist es in Deutschland möglich, verschiedene Zusatzqualifikationen zu erwerben. Dazu gehören beispielsweise die Infektiologie und die Notfallmedizin.[12]